Mit großer Beteiligung hat am 5. Juli 2025 das erste Auerwild-Gipfeltreffen im Schwarzwald auf dem Rohrhardsberg stattgefunden. Über 35 Fachleute, Jägerinnen und Jäger, Vertreter von Hegegemeinschaften, Naturschutzverbänden und forstlichen Behörden sowie Wildtierforschung kamen zusammen, um sich über den aktuellen Stand des Auerwilds im Schwarzwald auszutauschen. Anlass für das neue Format war die Auflösung der bisherigen AHG Südschwarzwald – nun soll dieses Gipfeltreffen dauerhaft als zentrale Austauschplattform etabliert werden.
Ein breites Bündnis für das Auerhuhn
Eingeladen hatte der Landesjagdverband Baden-Württemberg.
Der Einladung folgten unter anderem:
- die Auerwildhegegemeinschaften Belchen-Blauen, Hochschwarzwald, Freudenstadt
- die Interessensgemeinschaft Auerhuhn am Feldberg
- der Artenschutzverbund Zweitälerland
- Vertreter der ForstBW-Bezirke westlicher Schwarzwald, mittleres Rheintal, Hochschwarzwald
- das FVA-Wildtierinstitut
- die Murgschifferschaft
- der Nationalpark Schwarzwald
- der Verein Auerhuhn im Schwarzwald e.V. (AiS)
Das gemeinsame Ziel:
Austausch fördern und Handlungsbedarf identifizieren.
Aktuelle Zahlen und ernüchternde Erkenntnisse
Dr. Karl-Eugen Schroth und Raffael Kratzer, Leiter des Monitorings im Nationalpark, berichteten von den Ergebnissen und Besonderheiten im nördlichen Schwarzwald. Eindrucksvoll zeigte Raffael Kratzer, wie das Rotwild im Nationalpark mit strukturerhaltendem Wildverbiss eine sinnvolle Ergänzung zur mechanischen Pflege von Heidelbeerflächen werden kann. Im Nationalpark konnten zwei Hähne mehr als im Vorjahr beobachtet werden. Ein Hoffnungsschimmer aber kein Grund zur Entwarnung ist die Meldung über junge Hähne, die neu an Balzplätzen erscheinen. Im Anschluss stellte Dr. Joy Coppes vom FVA-Wildtierinstitut das Monitoring-Ergebnis des Gesamtschwarzwaldes vor: 103 balzende Hähne wurden 2025 im Schwarzwald erfasst – ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr, aber als Stabilisierung auf niedrigem Niveau zu bewerten. Die Erhebung erfolgt durch geschulte Beobachter, Jäger und Förster – besonders störungsarm, da das Auerhuhn äußerst sensibel reagiert.
Neben Herausforderungen beim Monitoring waren eine Begleitung des Prädatorenmanagements sowie der Bau von Windkraftanlagen im Auerwild-Kerngebiet Diskussionsthemen.
Exkursion ins Referenzgebiet Martinskapelle
Im zweiten Teil des Tages führte Revierleiter Jens Kerll (ForstBW) die Teilnehmenden in das Referenzgebiet Martinskapelle. Dort wurde das lokale Prädatorenmanagement vorgestellt, das in enger Zusammenarbeit mit dem Verein AiS und der umliegenden Hegegemeinschaft betrieben wird. Die Fallenjagd ist dort professionell organisiert – ein Vorzeigeprojekt mit Wirkung. Der Landesjagdverband wird die Maßnahme weiter fördern.
Maßnahmenplan als Hoffnungsträger
Zentraler Bestandteil der Diskussion war die Umsetzung des „Maßnahmenplans Auerhuhn 2023–2028“, der vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) beschlossen wurde. Die klare Botschaft: Der Plan wirkt, aber seine konsequente Umsetzung ist entscheidend. Besonders in den Bereichen Lebensraumgestaltung, Besucherlenkung und Prädatorenmanagement zeigen sich erste Erfolge. Jetzt kommt es auf Verbindlichkeit, ressortübergreifende Zusammenarbeit und verlässliche Förderung an.
Fazit
Das Gipfeltreffen war ein starker Auftakt für eine neue, kontinuierliche Zusammenarbeit der relevanten Akteure im Schwarzwald. Der Austausch war intensiv, die Diskussionen offen und lösungsorientiert. Es wurde deutlich: Der Wille ist da – nun müssen die Maßnahmen weiterhin konsequent und verbindlich umgesetzt werden. In Auerhuhn-Gebieten muss das Auerwild Betriebsziel sein – im Staatswald, im Kommunalwald und auch im Privatwald.
Simon Boos (LJV)